Siedlungsdichte, Sozialmietwohnungsbau und Steuerung der Sozialstruktur

Siedlungsdichte

Die Siedlungsdichte im Areal BH/AWS, wie sie sich aus der Auslobung des städtebaulichen Ideenwettbewerbes und aus dem Siegerentwurf ergibt, ist mit 600 Wohnungen bereits sehr hoch. Eine noch weitere Verdichtung geht zu Lasten der Qualität des Wohnviertels.

Sehr hoher Anteil Sozialmietwohnungsbau

Ebenso ist der geplante Anteil von 30 % unmittelbarem Sozialmietwohnungsbau bereits sehr hoch. Eine weitere Erhöhung ginge zu Lasten der Sozialstruktur des Wohnviertels und wird im Städtebau als problematisch angesehen. Zu beachten ist hierbei, dass das benachbarte Coop-Viertel mit 53 % bereits über eine außerordentlich hohe Sozialmietwohnungsquote verfügt.

Steuerung der Sozialstruktur

Um die Sozialstruktur im Zusammenhang mit der außerordentlich hohen Sozialmietwohnungsquote im benachbarten Coop-Viertel abzufedern, empfehlen wir die Vergaben eines Teiles der Sozialmietwohnungen im Areal BH/AWS an bestimmte Personengruppen, die zum Bezug einer Sozialmietwohnung berechtigt sind. Beispiele hierfür sind Studenten/Studentinnen, Polizistinnen/Polizisten, Krankenschwestern/Krankenpfleger und Kindergärtnerinnen/Kindergärtner.

Durch die in den letzten Jahren stark gestiegenen Miet- und Immobilienpreisen sind Personen dieser Gruppen häufig zum Bezug einer Sozialmietwohnung berechtigt. Im Sinne der Stadt, der Bürger und der Wirtschaft muss bezahlbarer Wohnraum für diese Personengruppen geschaffen werden.

„Wie wollen Sie [in Berlin] einen Polizeibeamten gewinnen, wenn er dort keine Wohnung finanzieren kann?“

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer Deutscher Städtetag, in der Sendung „Fokus Deutschland – Marode Infrastruktur“ (2017)

„Eine Situation, wo […] der Polizist in Stuttgart zwar hier arbeiten kann, aber sich keine Wohnung mehr leisten kann, das geht natürlich nicht.“

Prof. Wilhelm Rall, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Tübingen und bis 2005 Senior-Partner von McKinsey & Company, Inc., in der Diskussionsrunde „Trotz Niedrigzinsen: Immobilien nur für Reiche?“ (2017) auf PHOENIX

Steuerung durch Auswahl der Partner

Die Auswahl der Mieter erfolgt in der Regel durch den Eigentümer der entsprechenden Wohnung. Das primäre und nachvollziehbare Auswahlkriterium der Stadtverwaltung dürfte die Notfallliste des Amtes für Wohnungswesen sein. Diese Liste enthält laut StZ vom 13. Mai 2017 mehr als 2.400 Not- und Dringlichkeitsfälle. Wir begrüßen das Bemühen der Stadt, diesen Personen durch den Bau von Sozialmietwohnungen eine angemessene Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Die Regeln des modernen Städtebaus verlangen aber zwingend eine gleichmäßige Verteilung des Sozialmietwohnungsbaus über alle Stadtteile, um eine ausgewogene Sozialstruktur zu gewährleisten.

Der Schlüssel zur Steuerung der Sozialstruktur liegt also darin, den passenden Eigentümer zu finden beziehungsweise interessierte Partner ins Boot zu holen:

Personengruppe Eigentümer/Partner
Studenten/Studentinnen Studierendenwerk Stuttgart
Polizistinnen/Polizisten Personalverwaltung des Polizeipräsidiums
Krankenschwestern/Krankenpfleger Klinikum Stuttgart, Robert-Bosch-Krankenhaus
Kindergärtnerinnen/Kindergärtner Personalamt der Stadt Stuttgart

Mittelbarer Sozialmietwohnungsbau durch Grundstückstausch

Um die Quote an Sozialmietwohnungen gleichmäßig über die Stadtbezirke zu verteilen, könnten von der Stadt relativ kostenneutral einzelne Grundstücke im Areal Bürgerhospital/AWS zu Marktpreisen verkauft und im Gegenzug auf dem freien Grundstücksmarkt Grundstücke in anderen Stadtbezirken erworben werden. Diese werden dann stellvertretend für Sozialmietwohnungsbau vorgesehen und nach geeigneten Regeln an Investoren und Baugenossenschaften verkauft.

Diese Methode eignet sich insbesondere auch, um im Areal Bürgerhospital/AWS die Quote von mittelbarem Sozialmietwohnungsbau auf über 30 Prozent zu erhöhen und die Quote von unmittelbarem Sozialmietwohnungsbau auf unter 30 Prozent zu senken.

Mögliche Partner

Siehe Tabelle.

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